GEORGIEN – EIN LAND AM KAUKASUS

Freitag, 18.08.2017 10:00 – 10:15

Unsere Projekte Wasserkraftwerk Mestiachala 1 + 2 und Wasserkraftwerk Zoti befinden sich in Georgien. Von unserem Team waren Timur und Konrad vor Ort. Wir wollen in dieser Kaffeepause etwas über Georgien erzählen, dazu gibt es im Hintergrund georgische Musik zu hören. Alle Fotos sind von Bernhard Sackl (hydroconsult GmbH), der mit uns gemeinsam vor Ort war.

Die Georgier behaupten, dass ihr Land das schönste der Erde sei: Als Gott alle Menschen der Erde zu sich rief, kamen die Georgier als Letzte. Der Herr fragte sie nach dem Grund der Verspätung. Die Georgier antworteten, dass sie unterwegs kurz angehalten hatten, um zu trinken und ihre Gläser auf Gott zu erheben und ihn zu preisen. Gott gefiel diese Erklärung, und er schenkte den Georgiern jenes Land, das er ursprünglich für sich aufgehoben hatte.

Das Wasserkraftwerk Mestia 1 + 2 befindet sich bei Mestia, eine Kleinstadt mit rund 2.000 Einwohnern im nordwestlichen Georgien. Mestia ist Hauptort der historischen Region Swanetien und liegt auf einer Höhe von etwa 1.500 m im Großen Kaukasus. Die Stadt gehört wegen ihrer steinernen Wehrtürme zum UNESCO-Welterbe und ist Partnerstadt der italienischen Kleinstadt San Gimignano in der Toskana (link auf Google Maps). Das Wasserkraftwerk Zoti befindet sich in der Nähe von Zoti, einer Kleinstadt mit rund 1.200 Einwohnern im südwestlichen Georgien (link auf Google Maps).

Der kaukasische Wehrturm ist ein seit dem Mittelalter verbreitetes historisches Verteidigungsbauwerk von Familienverbänden im Kaukasus. Kaukasische Wehrtürme dienten in Ortschaften zur Verteidigung von Familienverbänden, außerhalb auch als Zuflucht im Angriffsfall oder als Wachtürme. Die meisten dieser Wehrtürme wurden vom 14. bis zum 17. Jahrhundert gebaut. Ein kaukasischer Turm ist durchschnittlich 20 bis 25 Meter hoch und hat vier oder fünf, seltener sechs Stockwerke. Das Erdgeschoss, dessen Wände bis 1,5 Meter breit sind, hat meistens keine Türen und Fenster. Der Eingang befindet sich normalerweise auf der Ebene eines oberen Stockwerks. Der obere Teil des Turmes ist schmaler als der untere und auch die Breite der Wände verringert sich bis auf 0,7–0,8 Meter. Die Stockwerke sind durch eine Holzleiter verbunden. Am oberen Teil endet der Turm in einer so genannten Krone mit zweihangigem Dach. Auf jeder Seite hat der Turm Schießscharten. Die Türme sind entweder in Wohnhäuser eingebaut oder stehen frei. Außerhalb des Kaukasus waren solche Wehrtürme auch in Südwestarabien gebräuchlich, in Europa auch in Albanien. In Mittel- und Südeuropa wurden im Frühmittelalter und Hochmittelalter in einigen Städten Geschlechtertürme erbaut, wie in Köln, Regensburg und vielen italienischen Städten, die heute nur noch selten erhalten sind.

Bild 1 Mestia mit den Wehrtürmen, im Hintergrund der Kaukasus

Mestia wird überwiegend von Swanen bewohnt, einer subethnischen Gruppe der Georgier. Sie wird derzeit zum Tourismuszentrum umgebaut, und ist auch bei den Österreichern beliebt als Wanderziel. Die von 4000 Meter hohen Bergen umringte Kleinstadt liegt auf 1.500 m über dem Meeresspiegel und ist der perfekte Ausgangspunkt für Wander-, Berg- und Raftingtouren mitten in eine unberührte Landschaft, die hauptsächlich von Bären und Wölfen beherrscht wird. Außerdem befindet sich nur einige Kilometer weiter bergauf auf 2.200 m das höchst- gelegene permanent bewohnte Dorf Europas, Ushguli. Mestia wurde zwischen 2009 und 2012 zu großen Teilen modernisiert. Dabei wurden viele der ursprünglichen Häuser abgerissen und durch neue Häuser im schweizerischen Chalet-Stil ersetzt. Der deutsche Architekt Jürgen Mayer H. realisierte ab 2010 viele Projekte in Georgien, wie den Königin-Tamar-Flughafen etwas außerhalb des Ortskerns in Mestia, den Grenzübergang in Sarpi und die Raststätten entlang der neuen Autobahn nahe Gori und Locchini.

Bild 2 Polizeistation und Brücke in Mestia, modern interpretiert von Jürgen Mayer H.

Der Kaukasus ist ein etwa 1.100 Kilometer langes, von Westnordwest nach Ostsüdost verlaufendes Hochgebirge in Eurasien zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Er unterteilt sich in die drei Gebirgsketten Großer Kaukasus, Kleiner Kaukasus und Talysch-Gebirge. Der Kaukasus ragt bis zu einer Höhe von 5.642 Metern über dem Meeresspiegel auf. Er befindet sich auf den Territorien Russlands, Georgiens, Armeniens und Aserbaidschans. Im Jahr 2000 lebten etwa 30,6 Millionen Menschen in diesem Gebirge und seiner näheren Umgebung.

Bild 3 Der Uschba, Gipfel im Hauptkamm des Großen Kaukasus, 4.710 m

Die Haupstadt von Georgien ist Tiflis mit mehr als einer Million Einwohner. Die Überlieferung berichtet, dass der georgische König Wachtang I. Gorgassali auf der Jagd in einem bewaldeten Tal einen Fasan erlegte. Das Tier fiel in eine heiße Quelle und wurde vom sprudelnden Wasser sofort gar gekocht. Der König ließ die Umgebung erforschen, und als er erfuhr, dass es dort viele heiße Quellen gab, gründete er 485 an diesem Ort die Stadt Tiflis. Der Fluss Kura fließt durch die Stadt, über der Altstadt liegen die Ruinen der Festung Nariqala. Durch die Altstadt mit engen, gewundenen Kopfsteinpflaster-Straßen führte einst die Seidenstraße. Häuser sind zumeist aus Holz und haben geschnitzte überhängende Balkone, im Bäderviertel befinden sich Schwefelbäder aus dem 17. Jahrhundert.

Bild 4 Tiflis, die Festung bei Nacht und der Fluss Kura

Unsere Auftraggeber bei den Wasserkraftwerksprojekten sind die jeweiligen Errichtergesellschaften, welche Beteiligungen der Bank of Georgia sind. Die Zentrale der Bank in Tiflis ist ein Gebäude mit eindrucksvoller Architektur. Der Entwurf basiert auf einem in Georgien patentierten Muster, der sogenannten Raumstadt. Idee ist es, durch die Aufständerung weniger Grundfläche zu verbrauchen, so dass der Raum unter dem Gebäude der Natur zurückgegeben werden kann. Nach Angaben des georgischen Architekten George Tschachawa beruht das Konzept auf dem Prinzip des Waldes, die Gebäudekerne entsprechen den Baumstämmen, die Riegel den Baumkronen. Zwischen Grund und der Baumkrone gibt es offene, lichte Freiräume. Die Anwendung dieses Prinzips auf das Gebäude soll zum psychischen Wohlbehagen und dem Wohlbefinden der Nutzer beitragen.

Bild 5 Die Zentrale der Bank of Georgia in Tiflis